Grüne im Kyffhäuserkreis oder: Die unermüdlichen Sechs

Kyffhäuserkreis. Die Grünen sind so etwas wie ein politisches Paradoxon: erfolgreich im Bund, quasi kaum existent in der ostdeutschen Fläche. Eine Großstadtpartei, wie sie im Buche steht.

Und doch gibt es einen grünen Kreisverband, der sogar mit Babett Pfefferlein eine der beiden Landessprecher, also der Thüringer Parteivorsitzenden stellt. "In Thüringen registrieren wir einen Mitgliederzuwachs", freut sich denn auch Pfefferlein. Rund 700 Grüne gibt es mittlerweile im Freistaat.

Im Kyffhäuserkreis ist vom grünen Aufschwung allerdings nicht ganz so viel angekommen. Die beiden Kreissprecher - Babett Pfefferlein und Jürgen Rauschenbach - haben einen Kreisverband mit zehn Mitgliedern unter sich. Zehn. Aktiv davon seien rund 60 Prozent, also sechs, sagt Rauschenbach. Der Kyffhäuserkreis sei auf doppelte Art konservativ, sucht die Doppelspitze im TA-Redaktionsgespräch nach Erklärungen.

Entweder die Menschen würden politisch der CDU nahestehen - oder der Linken. Beide Gruppierungen könnten mit grüner Politik wenig anfangen.

"Die meisten sehen in uns immer noch die Verhinderer-Partei und die, die fünf Mark für einen Liter Sprit verlangen wollen", sagt Pfefferlein und seufzt.

Dabei hätten die Grünen mittlerweile sehr viel mehr zu bieten. Die Entwicklung des ländlichen Raumes sei auf Betreiben der Grünen aus dem Kyffhäuserkreis ein Leitantrag auf dem letzten Landesparteitag gewesen.

 

Freundinnen und Freunde als Partei-Anrede

Ein großer Erfolg. Aber kann man damit im Kyffhäuserkreis punkten? Oder womit sonst? "Wir haben Themengebiete, die alle betreffen: Umwelt, Gerechtigkeit, der Kampf für ein bedingungsloses Grundeinkommen", sagt Rauschenbach. Damit wäre er auch ganz gut in der SPD aufgehoben...

Beide Politiker verneinen. Die SPD, die sei vor allem Tradition, da spreche man sich immer noch mit "Genosse" an. "Bei uns heißt es Freundinnen und Freunde", meint Rauschenbach weiter.

Die Grünen würden sich vor allem für mehr Transparenz einsetzen. "Die Stadt Sondershausen zum Beispiel hält sich peinlich genau an die gesetzlichen Vorschriften." Doch zu Transparenz würde mehr gehören, sagt er.

Man müsse auf die Bürger zugehen, ihnen erklären, warum man welche Entscheidung fällt. "Deswegen werden wir jetzt die verschiedenen Bauprojekte in Sondershausen im Rahmen einer Veranstaltungsreihe den Bürgern vorstellen und mit ihnen darüber diskutieren", so Rauschenbach weiter. Den Anfang würde im Dezember eine Runde zur Sanierung des Café Pille in Sondershausen machen.

Ein Vorteil der Situation der Grünen im Kreis liegt auf der Hand: Grabenkämpfe um Posten und Pöstchen, wie in anderen Parteien, gebe es nicht, sagt Pfefferlein.

"Bei uns kann jeder alles werden", setzt Rauschenbach hinzu. Bestes Beispiel sei seine Mit-Sprecherin Pfefferlein: "2007 ist sie in die Partei eingetreten, heute Landeschefin."

Man habe den Ehrgeiz, als Grüne Kandidaten zu jeder Wahl aufzustellen - nicht nur bei der Landrats-, sondern auch den Landtags- und Bundestagswahlen.

"Natürlich gehen wir nicht davon aus, das Direktmandat zu gewinnen", sagt Rauschenbach. "Aber so ein Wahlkampf ist eine gute Gelegenheit, grüne Politik und Ideen bekannter zu machen", fügt Pfefferlein hinzu.

Wer bei der Bundestagswahl als Kandidat antritt, ist noch nicht entschieden: "Fakt ist, dass der Kyffhäuserkreis dieses Mal dran ist, einen Kandidaten zu nominieren. Und wir werden jemanden finden", sagt Rauschenbach.

Sebastian Tauchnitz / 23.11.12 / TA



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